Was ist Hypnotherapie?
Hypnotherapie (auch Hypnose-Therapie genannt) ist ein Verfahren, um eine Trance herbeizuführen und diese gezielt im Sinne der hypnotisierten Person zu nutzen.
Die Hypnotherapie ist ein sehr altes und zugleich modernes Therapieverfahren. Ihre Wirksamkeit wurde vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie für zahlreiche psychische Störungsbilder anerkannt.
→ Gutachten des wissenschaftlichen Beirats für Psychotherapie
Die Grundidee der Hypnotherapie nach Milton Erickson lautet: Die Lösung eines Problems befindet sich bereits in der betroffenen Person selbst. Manchmal ist ihr diese Lösung jedoch noch nicht bewusst. Durch Hypnose gelangt die Person in einen Trancezustand, in dem sie Zugang zu dieser Lösung findet, welche somit nicht von außen durch den Hypnotiseur eingepflanzt oder eingegeben wird. Seine Rolle besteht stattdessen darin, die Person in den Trancezustand zu führen und im eigenständigen Finden einer Lösung oder dem aktiven Verändern von körperlichen Empfindungen anzuleiten. Durch Suggestionen können bereits vorhandene, aber noch nicht genutzte Fähigkeiten gestärkt und bewusst gemacht werden.
Gerade für eine Raucherentwöhnung oder die psychische Verarbeitung von körperlichen Symptomen (z.B. chronische Schmerzen) oder unter der Geburt kann ein Selbsthypnose-Training äußerst hilfreich sein.
Was ist Trance?
Trance ist ein Zustand sehr hoher Konzentration bei oftmals gleichzeitig auftretender körperlicher Entspannung. In Trance scheint alles irgendwie von selbst zu geschehen. Sie ist ein veränderter Bewusstseinszustand, den wir alle aus unserem Alltag kennen:
• Bei einer Zug- oder Straßenbahnfahrt starren wir aus dem Fenster und verfallen in Tagträume.
• Beim abendlichen Ausgehen und Tanzen vergessen wir die Zeit.
• Beim vertieften Lesen eines Romans tauchen vor unserem geistigen Auge Bilder der Geschichte auf.
• Kinder sind ganz im Spiel versunken und nehmen nicht mehr alles wahr, was um sie herum geschieht.
• Die tägliche Autofahrt zum Arbeitsplatz verläuft ganz automatisch und ohne, dass wir bewusst auf die Strecke achten würden.
• Beim Joggen (oder einem anderen Sport) kommen wir „in unseren Film“, unser Körper arbeitet ganz von alleine und die Gedanken gehen auf Wanderschaft.
In einem Trancezustand können bestimmte Phänomene auftreten, die therapeutisch genutzt werden können: Es kommt zu einer hohen selektiven Fokussierung auf etwas Bestimmtes. In Trance sind manche Hirnareale aktiver und andere inaktiver als im normalen Alltagsbewusstsein. Unser rationales Denken stellt sich etwas in den Hintergrund und wir denken – wie beim Tagträumen – mehr in Bildern und Gefühlen. Lösungen für ein bestehendes Problem können so „aus dem Bauch heraus“ auftauchen, weil sie nicht erst vom Wachbewusstsein bis zum Ende komplett durchgedacht und bewertet werden. Somit kann ein Zugang zu bisher noch nicht bewussten Stärken und Lösungsansätzen hergestellt werden. In einer Trance tauchen manchmal Lösungen auf, die man durch reines Nachdenken nicht gefunden hätte. Außerdem kann es in Trance zu einer höheren Suggestibilität kommen; das heißt, dass von einem selbst oder von außen kommende Vorschläge eher angenommen werden.
Für gebärende Frauen oder für Menschen mit chronischen Schmerzen ist es außerdem interessant, dass sich in Trance die Wahrnehmung unseres Körper verändert. Schmerzen und andere unangenehme Empfindungen können verändert wahrgenommen und verarbeitet werden. Durch innere Bilder ist es möglich, körperliche Empfindungen wie auch Schmerzen zu lenken und zu beeinflussen.
Trance kann – wie bei den Alltagsbeispielen aufgezeigt – ganz natürlich auftreten. Es gibt jedoch auch verschiedene Methoden, um gezielt eine Trance herbeizuführen.
Eine dieser Methoden ist die Hypnose.
»Alles, was fasziniert und die Aufmerksamkeit eines Menschen festhält oder absorbiert, könnte als hypnotisch bezeichnet werden.«
Milton H. Erickson/Ernest L. Rossi»Therapeutische Trance ist fokussierte Aufmerksamkeit, die auf bestmögliche Weise so gesteuert wird, dass der Patient seine Ziele erreicht.«
Milton H. Erickson/Ernest L. RossiHäufig gestellte Fragen über Hypnose
Sie kennen den alten Disney-Film „Das Dschungelbuch“ (1967) und denken bei Hypnose sofort an die Schlange Kaa? Leider existieren viele unheimliche Geschichten über Hypnose, die nicht zuletzt durch die Filmwelt und sogenannte Showhypnosen genährt werden und die für den therapeutischen Einsatz von Hypnose alles andere als zutreffend sind.
Auf einige Fragen, die mir in meiner Praxis immer wieder begegnen, möchte ich deshalb auch hier eingehen:
Bin ich dem Therapeuten bei einer Hypnose ausgeliefert und kann gegen meinen Willen gelenkt werden?
Nein. Sie haben stets die Kontrolle über die Situation. Ihr Bewusstsein ist nicht „abgeschaltet“, Sie sind jederzeit geistig anwesend, bewusst und voll handlungsfähig. Es ist also nicht möglich, jemanden in Trance zu etwas zu bringen, das er nicht möchte. Höchstens vielleicht zu etwas, was er/sie schon lange wollte, es aber bisher noch nicht geschafft hat.
Sie können jederzeit selbst entscheiden, die Trance zu verlassen und ins normale Wachbewusstsein zurückzukehren.
Sind alle Menschen hypnotisierbar?
Nicht alle Menschen erreichen durch eine Hypnose eine gleich tiefe Trance. Für eine Hypnosebehandlung ist dies aber nicht weiter problematisch. Für einen Behandlungserfolg (z.B. bei einer Raucherentwöhnung) ist erfahrungsgemäß bereits eine leichte bis mittlere Trance ausreichend.
Ist Hypnose wie Schlaf?
Nein. Hypnose ist ein hochkonzentrierter Bewusstseinszustand. Wir sind nicht „weggebeamt“, wir hören alles und können auf alles reagieren, wenn wir wollen.
Kann ich in einer Hypnose „stecken bleiben“?
Nein. Das ist nicht möglich, ganz egal wie tief oder lang die Trance war und wer die Hypnose angeleitet hat!
Es kann sein, dass Sie sich nach einer Hypnosesitzung – ähnlich wie nach einem kurzen Dösen auf dem Sofa oder einem langen Kinofilm – erst einmal kurz strecken und blinzeln möchten. Erfahrungsgemäß dauert es jedoch maximal wenige Minuten, bis Sie wieder vollkommen im normalen Alltagsbewusstsein angekommen sind.
Kann man gegen seine Willen hypnotisiert werden?
Nein. Anders als mit Schlange Kaa im Dschungelbuch dargestellt: Ebenso, wie es nicht möglich ist, in Hypnose gegen seinen Willen zu handeln, ist es auch nicht möglich, gegen seinen Willen hypnotisiert zu werden.
Wie kann ich in Hypnose mit dem Therapeuten kommunizieren?
Ganz einfach: Sie sprechen! Oder geben Handzeichen. Ganz wie Sie möchten. Sie sind auch in Hypnose in der Lage, ganz normal zu kommunizieren.